[Von den Gleichnissen]

Viele beklagten sich, daß die Worte der Weisen immer wieder nur Gleich­nisse seien, aber unverwend­bar im täg­lichen Leben und nur dieses allein haben wir. Wenn der Weise sagt: »Gehe hin­über«, so meint er nicht, daß man auf die andere Straßen­seite hin­über gehn solle, was man immerhin noch leisten könnte, wenn das Ergeb­nis des Weges wert wäre, sondern er meint irgend­ein sagen­haftes Drüben, etwas[,] was wir nicht kennen, was auch von ihm nicht näher zu bezeich­nen ist und was uns also hier gar nichts helfen kann. Alle diese Gleich­nisse wollen eigent­lich nur sagen, daß das Unfaßbare un­faß­bar ist und das haben wir gewußt. Aber das[,] womit wir uns eigentlich jeden Tag ab­mühn, sind andere Dinge.

Darauf sagte einer: Warum wehrt ihr euch? Würdet ihr den Gleichnissen folgen, dann wäret ihr selbst Gleichnisse geworden und damit schon der täglichen Mühe frei.

Ein anderer sagte: Ich wette, daß auch das ein Gleichnis ist.
Der erste sagte: Du hast gewonnen.
Der zweite sagte: Aber leider nur im Gleichnis.
[…]
Der erste sagte: Nein, in Wirklichkeit; im Gleichnis hast du verloren.